Details zu Ausstellungen "Collagen aus Bewerbungsabsagen" - CTPFEE, Lebensfreude (Bericht, Betrachtung, Lösung)

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Details zu Ausstellungen "Collagen aus Bewerbungsabsagen"

Ausgestellte Werke
17. – 19.6.1994 Kirchgemeindehaus, Limmatstrasse 114, 8005 Zürich
Das Zürcher Arbeitslosenkomitee organisierte mit Unterstützung des Arbeitsamtes die Ausstellung zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Das Restaurant La Bordelaise lieferte den feinen Apéro. Der beim Aufbau anwesende erste Teilnehmer Peter Graf arbeitete nicht mehr. Ich als zweiter Aussteller mit dem Ziel, an sich selber glauben, war einer von vielen Erwerbslosen (gemeldet beim RAV, IV usw.). Mein Beitrag bestand aus vier von 21 grossen Collagen aus Bewerbungsabsagen von 1991 bis 1994, mit Nummern versehenen aufgeklebten Briefköpfe, Firmenlogos, Unterschriften und einzelnen Zitaten. Gegliedert waren sie von kleinen bis grössere Nummern, 70 -, 180 -, 229 - und 543 bis Anstellung. Dies war auf gelbem, blauen und weissen Papier vom Format 70 x 50 cm aufgeklebt. Diese Bögen waren noch wie ein Passepartout auf grosse Kartons in Palettgrösse geklebt.  Separat waren die dazugehörenden Briefausschnitte aus Absagetexten, nummeriert verbungen zu den Collagen, auf A4-Blätter aufgeklebt. Die Collagen wurden zu später Stunde angefertigt, musste doch nebst der Fahrt von Ermatingen TG bis Zürich (4 bis 5 Std.) auch noch das Minimum an meist körperlicher Arbeit bewältigt werden (13-Stunden-Tag). Zudem erfreuten mich meine früher auf Tonband aufgenommenen "Klavier-Bougies". So konnte ich mich beim Zerschneiden der negativen Antwortschreiben sogar entspannen.

Peter lebte von den Bildern so la la. Auf der Titelseite der Einladung war sein Bild von einem Schachbrettmuster, an deren Enden der Linien am Abgrund ein anonymer Mensch stand. Er lieferte für die nächste Ausstellung im Brockenhaus (organisiert durch das (ZAK) Zürcher Arbeitslosenkomitee, das Städtische Arbeitsamt Zürich und das Brockenhaus) das Plakat dazu. An dieser Ausstellung kreativer Randarbeiter/innen: Erwerbslose, IV-Bezüger/innen, Sozialempfänger/innen liess ich von mir ein grosses Porträt malen. Peter nannte mich ein sehr guter Freund und gab mir von einer von ihm erstellten Briefmarkenserie, von der Post abgelehnt, einen mit einer seiner Marken frankierten und gestempelten Brief. An seinen Selbstmord erinnert der goldige Hintergrund in meiner Postkarte „feine Spitze des Lebens“. Elvira, eine Besucherin schrieb in der Arbeitslosenzeitung KALTER KAFFEE Nr. 8/94: „Sie“ (gemeint waren die Konturen des abstrakten Gefüges von Linien und Flächen im Gemälde des Künstlers Pietro Martini) „stellten gleichzeitig die Begrenzung der einzelnen Farben dar. Für mich waren dies, neben der „Collage von Absagebriefen“, die eindrücklichsten Exponate.“

Februar 1995 Zweigstelle des Städtischen Arbeitsamtes, Ausstellungsstrasse 88, Zürich
Ausstellung zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. André Eisenstein, Bereichsleiter, hatte anfangs Bedenken vor der Ausstellung von Teilen meiner 21 grossformatigen, strukturierten Collagen. Die Vernissage war in vielen Bereichen Spitze. Zum Beispiel bespielte ein Klavier-Handharmonikaspieler Bilder; meine Collagen liess er aus. Im Tagblatt von Zürich stand, dass beim neu eröffneten Arbeitsamt ein neuer Wind weht. Eine Besucherin und ein Besucher luden mich mit der ganzen Familie ein zu ihrer Hochzeit im Restaurant Weisser Wind (Niederdorf Zürich). André Eisenstein schrieb mir das sehr wertvolle Vorwort und Erklärungen in einem offenen Brief an eine engagierte Person zum heute vergriffenen Buch. Mein erstes Künstlerportrait.

Sommer VFBW Verein zur Förderung der beruflichen Weiterbildung, Letzigraben 134a, Zürich
Einzelausstellung im Treppenhaus und im Entree.

Spätsommer Arbeitsamt Greifensee
Am 17.12.1994 stand in der Zeitung von Greifensee: Kunst als Motivationsspritze …„Walter Ritzmanns Collagen könnten deutlicher nicht sein. Jeweils zwei gehören zusammen. Auf einer sind die üblichen – mehr oder weniger originellen – Absagesprüche zu sehen, auf der anderen sind die jeweiligen Absender zu erkennen.“

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