Flucht einer Ameise von der CH nach DE
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Der Dank gilt einer in Büsingen DE getroffenen Ameise, welche in Gailingen vermisst wurde, für deren Beschreibung des sichersten Weges bei schlechtem Wetter und Dunkelheit, um den Zoll herum ohne Ameisenspuren, dadurch die Ameise vom Krummacker 11, Schaffhausen-Herblingen erschöpft aber glücklich am sicheren Ziel ankam. Sie wurde wegen ihrer körperlichen und mentalen Stärke sehr gut aufgenommen.
Eine im Bau verkrochene Ameise beim Krummacker in Schaffhausen-Herblingen drehte vor Angst im Kopf durch. Sie glaubte an ein Bombardement neben der Endstation vom Bus Nr. 3 Krummacker und flüchtete zu Fuss.
Ein Einwohner berichtete vom Silvester in Herblingen. Eine Ameise erzählte ihm vom Lärm, dem vielen Licht und ihrer Angst in der Nacht.
Sie hörte ein Brausen (Vulkan) durch den Gang von oben zu ihr hinunter in den Ameisenbau. Danach roch es komisch, dass ihr das Atmen kaum möglich war. Plötzlich vibriert die Erde. Sie erinnert sich im Unterbewusstsein an das Vibrieren einer trampelnden Elefantenherde in Afrika vor zehntausend von Jahren. Das ist schlimmer als von einer fliehenden Herde, und anders als der Lärm eines Baggers. Ich muss schnell weg. «Granaten schlagen ein» schreit sie laut und erregt.
Jetzt kracht so ein Donnerschlag, wie von einem Blitz bei einem grossen Gewitter. Es dröhnt im ganzen Netzwerk des Ameisenbaus. Sie flüchtet in Panik. Die anderen Ameisen schreien vor Angst, «bleib doch bei uns!» Trotzdem flüchtet sie alleine in die grauenhafte neblige Kälte der Silversternacht hinaus.
Der schwarze Himmel leuchtet verschwommen so komisch farbig und erlöscht wieder. Überall knallt, heult und zischt es. Sie rennt um ihr Leben und denkt nichts wie weg aus diesem Land, so schnell wie möglich über die nahe Grenze zu einem anderen Land.
Sie überschlägt sich den Stutz hinunter zur Kirchbergstrasse, dann gerade aus neben den Einkaufszentren Migros und Coop vorbei Richtung GVS (ein Unternehmen der Schaffhauser Bauernfamilie) und Lidel, direkt über die zwei Kreisel bis zum Hang. Ohne Hilfe einer Ameisenstrasse am Kieswerk vorbei den Solenberg hinauf. Hier kann ich mich im deutschen Wald verschnaufen, sagt sie zur Beruhigung laut beim Anblick der runden Tafel mit dem deutschen Hoheitszeichen. Es ist immer noch neblig, aber beinahe dunkel und merklich ruhiger.
Nach kurzer Rast gehts am Rand der kurvigen Strasse runter nach Büsingen, am Rhein entlang durch die kleine deutsche Gemeinde in der Schweiz, der deutschen Exklave, schweizerischen Enklave mit deutscher Rechtshoheit und schweizerischem Zollanschluss. Bei der alten Schmiede und heutigen Galerie angekommen sagt sie laut: «Hier will ich nicht bleiben», auch wenn es keinen Zoll hat, wo sie Migranten abfangen. Es lärmt schon wieder grauenhaft!"
Eine Ameise hört dies und sagt zu ihr: «Ich kenne die Gegend und die Zollverhältnissen. Als blinder Passagier kam ich aus Versehen via den Paketservice von Gailingen nach Büsingen. Ich erkläre dir den besten Weg in das richtige Deutschland nach Gailingen».
Nichts wie weiter, ja nicht wie mir erklärt der ansteigenden Strasse entlang und am alten unbesetzten Zollhäuschen vorbei zur Kreuzung vor Gailingen am Hochrhein, wo rechts die Strasse runter nach Diessenhofen über die Holzbrücke in die Schweiz führt, ja nicht geradeaus am besetzten Zollhaus vorbei nach Gailingen.
Also so schnell wie möglich auf der linken deutschen Seite dem Rhein entlang in Richtung bis zur überdachten Holzbrücke rechts über den Rhein in die Schweiz. Auf dem Veloweg komme ich schneller voran. Nix wie los trotz Entkräftung! Oh je, jetzt fällt noch der Nebel in Tröpfen auf mich runter. Von rechts kommt der Geruch des Rheins. Jetzt weiss ich, dass ich richtig zum Ziel unterwegs bin.
Auf der Ameisenstrasse riecht die Duftspur nach früherem Stress. Ich sehe aber keine Ameisen mit starken Kieferzangen. Das muss wegen den Grenzwächtern sein, was mir vorher erzählt wurde. Ich muss mein Tempo befolgen und weiter der am stärksten stressig duftenden Spur entlang rennen. Da steht eine Tafel, wo Deutschland steht. Später wurde mir gesagt, anlässlich slowUp yourself 2021, es sei nur noch ein offener «Schlagbaum» vorhanden.
Hoffentlich hört und sieht mich niemand und schickt mich nicht zurück. Aus Vorsicht weiter rennen, langsamer und noch keuchend links der Brücke direkt den Hang hinauf. Ja nicht der geschwungenen Strasse hinauf am Zollhaus vorbei. Da seien früher süsse Birnen gewachsen, heute sehe ich Trauben.
Sie geniesst es, als Migrantin ausserhalb Gailingen einem wohligen Geruch entlang weiter zu laufen. Unterwegs begegnet sie höher entwickelte, vegetarisch sich ernährende Ameisen. Sie ist froh darüber. Oh je denkt sie, aber ich sehe ja etwas anders aus wie diese Arbeiterinnen, Arbeiter, Soldatinnen und Soldaten vor den Nesteingängen!
Es kommen andere Ameisen hinzu. Die Ameise aus der Schweiz erzählt ihnen zitternd und stockend ihr Schicksal, und dass ihr eine Ameise von Gailingen in Büsingen den sicheren Weg erklärte. Diese sei als blinder Passagier via den Paketservice von Gailingen nach Büsingen gekommen. Die sie umringenden Ameisen freuen sich, dass ihr länger vermisstes Mitglied noch lebt.
Unterkühlt, pflotschnass vom Nieselregen, zitternd immer noch vom Stress, liegt sie müde und hungrig ab. Weitere Ameisen vor dem Eingang begrüssen sie und sagen, «wir waren vor Jahrtausenden auch Flüchtlinge. Wir haben das gleiche Erbgut. Wir päppeln dich auf, komm herein, wir schaffen dies schon, wir brauchen auch dich!» Erschöpft und glücklich lässt sie sich in den Bau tragen. Die ganze Kolonie arbeitete noch freudvoller und disziplinierter weiter.
Traumatisiert vor Angst, aber glücklich angekommen nach dem Schreck und langen Strapazen auf dem Weg nach Gailingen, kommt sie endlich zur Ruhe.
Die Königin begrüsste sie herzlich und sagt zu ihr: «Deine Ankunft verspricht Erfolg und Glück, denn du bist körperlich und psychisch stark, hast dich bemüht zu fliehen. Obwohl wir von sehr geringer Grösse sind, sind wir fähig eine Last zu tragen, die dem Vierfachen unseres eigenen Gewichts entspricht. Wir helfen und schulen uns gegenseitig. Wir alle weltweit sind gleich schwer wie alle Menschen auf der Erde. Aber wenn wir gestört werden, fliehen wir.
Die einen in der Wüste arbeiten nachts, die anderen am Tag. So haben sie keine Kriege wegen dem Futter oder Baumaterial. Wenn das die Menschen endlich auch so praktizieren würden! Sei willkommen! Wir alle sind für dich da. Wir sind anders und doch alle gleich!»
© Walter Ritzmann-Saad, Schaffhausen
o Ameisen sehen verspricht Erfolg und Glück, allerdings nur dann, wenn man sich genauso darum bemüht wie die sprichwörtlich fleissigen Insekten.
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