Zusatztext zu Postkarte Verdichtung, feine Spitze des Lebens
Kunst (Collection CTPFEE)
An der Ausstellung mit Werken von Erwerbslosen vom 17. – 19.06.1994 im Kirchgemeindehaus Limmatstrasse 114, Zürich, war Peter Graf beim Einrichten der ersten Ausstellung auch der erste Teilnehmer, und ich war der zweite. Siehe „seine“ und auch meine Briefe an ihn, bzw. an das ZAK, sind im Archiv unter https://www.sozialarchiv.ch/2012/01/18/neu-im-archiv-akten-des-zuercher-arbeitslosenkomitees-zak/. Die nächste Spendenaktion vom stellenlosen Kunstmaler und Freund Peter (Projektkoordinator und Ausstellung), nach gemeinsamer Erstellung vom Sponsorenbrief und seinem Versand, ergab nach seinen Äusserungen von den in Männedorf angeschriebenen Professoren sehr enttäuschend nur 200 Fr.
Vergangenes von meiner Frau Souad, ihre „Krankengeschichte“, berührt mich sehr im Zusammenhang mit den Aufenthalten in den Spitälern Scuol in der letzten Woche vor Neujahr und in den zwei Wochen anfangs 2018 im Kantonsspital Schaffhausen. Daher erinnere ich mich an die Entstehung des Bildes „Verdichtung“.
Ein Tag vor Vollmond, ich glaube am 23. oder 24.3.97, in der SBB-Unterkunft (zweistöckige Baracke mit vorbildlichen Wagenreinigern, Küche, WC und Dusche, liebenswürdige und fleissige Hausmutter, und grossem Aufenthaltsraum und Badeanlage im Nebengebäude), entwarf ich die Skizze zum Bild „Verdichtung“, ferne Spitze des Lebens. Ich versuchte bei der Künstlerin Esther Schwarzer in Ermatingen (später Arbon) um gedankliche Mithilfe. Ich hatte vor Beginn des Werkes Bedenken wegen dem kleinen Atelier, Büro und Schlafzimmer von 6,8 m2. Ich sandte den Entwurf in einer Rolle zu ihr in die Kur mit einem frankierten Adresskleber für die Retournierung. Die Arbeiten über den Rand hinaus fand ich im Voraus schwierig, und ich tröstete mich, dass ich damit einfach länger beschäftigt wäre. Siehe Buch http://ctpfee.com/festschrift-und-werkverzeichnis.html aufseiten 28 bis 30.
Esther hat in den Entwurf des Werkes nichts hineingeschrieben, auf der Rückseite auch nicht. Am Telefon meinte sie auch nichts. Sie fragte mich zwar, was ich wolle, ich erwiderte schüchtern, einfach so zeigen, aber sie müsste nichts dazu sagen. Die Rolle bleib verschollen, kam aber als ich bei ihr zu Hause anrief danach von einer ihrer Schülerinnen an sie und dann an mich retour.
Zur Integration der Uhr kam ich folgendermassen: Bei meiner Uhr lockerte sich beim Band ein Splint und sie fiel am 13. bei der Präsentation des Gesamtleiters meines Arbeitgebers, über die Zukunft der „Nonprofit“-Unternehmung, zu Boden. Nach der Gratis-Reparatur im Christ-Laden an der Bahnhofstrasse blieb sie Stunden später wieder stehen. Der Sekundenzeiger marschierte unter den grossen Zeiger. So musste ich sie nochmals zur Reparatur bringen, da das Zifferblatt verschoben war. So schaute ich mich zweimal im Laden um und entdeckte die wunderbaren Sackuhren mit den blauen und kupfrigen Zifferblättern. Ich beabsichtigte, Ende Dezember eine Uhr zu kaufen, und sie als Fortsetzung des Pfeiles in das Bild zu hängen.
Aus der mitgenommenen Werbung ersah ich den Wettbewerb - so sandte ich am letzten Einreichungstag am 26.9.97 per Express den Entwurf in einer Rolle der Firma Tissot zu, mit der vollen Absicht, auch bei einer abschlägigen Antwort die „Lebens“-Uhr in die Zeitachse zu integrieren. Tatsächlich erhielt ich von Tissot in Le Locle am 19.11.1997 die Mitteilung, dass ich im Wettbewerb den Sonderpreis gewann, eine Tissot Fun Pocket Action Pro.
Ich wusste nicht, wo ich das Bild erstellen konnte. Zur Not erstellte ich den Entwurf und das Bild in meinem Atelier, Büro und Schlafzimmer und in der gemeinsamen Küche.
Im Geschäft sagte ich zur Susanne Graf, Marketingmanagerin Textilbereich, dass ich das Bild nicht signieren müsse, da ich den Wettbewerb sehrwahrscheinlich gewinnen werde und dies durch die signierte Uhr erfolge, und nur noch ein Knopf für die Aufhängung des Lebens-Würfels fehle. So spendete sie mir einen handgemachten Knopf mit dem Nashorn. Zum Annähen verwendete ich anstatt wie vorgesehen Golddraht aus finanziellen Gründen nur Silberdraht von einem Schmuckatelier im Kreis 4 Zürich.
Bei der Umsetzung des Entwurfes gab es einen besonderen Rückschlag. Mit Peter Graf (Kunstmaler und mehrmaliger Vernissage-Organisator für stellenlose Künstler) wollte ich alles besprechen, später auch technische Fragen erörtern. Ich brauchte einen Ratschlag zur Konstruktion und Beschriftung des abgeschnittenen gelben Ballons; der Frage, wenn die Luft draussen ist, und alle haben sich gegenseitig kein Raum zum Atmen und gegenseitig zu sein gelassen, was dann? Telefonisch war er lange Zeit nicht erreichbar, dann war das Telefon gelöscht. André Eisenstein vom RAV sagte mir, dass er sich umgebracht hätte. Ich war so betroffen, dass ich am Bild nicht weiterarbeiten konnte. Als Künstler blieb ich mitten in der Arbeit tagelang wie gelähmt in Tränen stehen. So verlor ich einen sehr guten Freund, wie Peter zu mir beim früheren letzten Essen mit den teuersten Weinen, welche er berechtigt nicht bezahlte, sagte. Danach wollte er mein Atelier, Büro und Schlafzimmer nicht besichtigen. Früher sagte er, dass er schon mit mir zusammenwohnen würde. Peter betrieb im Seefeld zusammen mit einem anderen Peter Bäumli, der wirklich kleine Bäumli herstellte, ein Atelier in allen Räumen im ersten Stock eines Hauses im Seefeld Zürich. Pausen machten sie in einem nahen Café, wo sie auch ausstellten.
Der Hintergrund bedeutet, dass die Menschen dafür da sind, Gott zu dienen, und dadurch im Glauben mit den Mitmenschen und auch mit meiner Frau und Töchter, wie „Bruder und Schwestern“ miteinander im Universum verbunden sind.
„Raum zum Atmen, gegenseitig so sein, Selbstentwicklung und Selbstoffenbarung vom Geldmensch zum guten Menschen, mit Gedanken an das Ende usw., eine „Verdichtung“ im Sinne und Zweck die Betrachter/-innen anzustossen, und auch Blinden etwas in die Hand zu geben, war der Zweck meines neuen Bildes. Die „Verdichtung“ ist eine Selbstoffenbarung, ein Spiegelerlebnis. Das Unbewusste kommt einem entgegen. Erklärungen auf zwei Seiten zu den Strukturen des Bildes laden ein, innezuhalten, nachzudenken und sich neu auszurichten auf das Wesentliche. Im Kern bedeutet es Stabilisierung durch innehalten und Ausrichtung auf die Glücklichkeit. Der Pfeil zeigt die Tendenz zu Erfolgreich.
Also nichts wie los ... Mehr Freude erleben! Aber Achtung vor Gemachtwerden und Selbstfeierung.