Stenografie im Schaufenster
Ausgestellte Werke
Den ganzen Monat Januar 2005 wurde das 10 Meter breite Schaufenster der Wochenzeitung „Aemme Zytig Grauholzpost“ in Burgdorf Werbeträger für die Stenografie. Fünf Personen gestalteten die Schaufenster. Ich philosophierte mit einer Collage aus Federn auf Format A3 vergrössert (in Festschrift/Werkverzeichnis auf Seiten 84 bis 86 enthalten). Zuunterst ist eine Musik-Kassette abgebildet mit ungewöhnlichen Noten. Der Text in Stenografie war in Normalschrift übersetzt.
Erklärung: Der philosophische Federntext, eingebettet in Gegenstände, ist ohne Betrachten der Collage und ohne Stenografiekenntnisse erklärungsbedürftig. Er will gedanklich hinführen zum lebenslangen Loslassen bis zur geistigen Befreiung vom irdischen Dasein, zum hinter sich lassen der Kleidung und des Körpers. Der spitzige Filzstift ist speziell aufgezeichnet, da der Text damit geschrieben wurde und auch die Hilfslinien damit gezogen wurden. Mit „Federn der grösseren Vögel“ sind die Gedankengänge der Menschen (besonders mich als Paradiesvogel gemeint), deren Kleidung und Materie gemeint. Versteckt hinter der Demut der Vögel ist die leider seltene Liebe der Menschen zu ihrer Niedrigkeit. Mit dem letzten Abschnitt ist nicht gemeint, dass die Stenografie verloren geht, sondern dass auch das eigene Leben trotz Aufzeichnung dahinscheidet, und dass Frau/Mann im Leben auch mal abheben, und sich von den Höhen und Tiefen, der Musik des Lebens, auch etwas verinnerlichen sollte. Aufgenähte Federn: spitze, breite Kaligraphiefeder (realistisch), spitze Stenofeder, runde Feder.
Übersetzung des stenografischen Textes: Liebe Freunde der Federn und der Steno. Ich meine nicht die .... Spitzen, breiten, runden Federn, auch nicht die spitzigen Filzstifte, sondern Federn der grösseren Vögel, welche nicht in Kopfkissen und Duvets zu finden sind. Schwingen wir uns in Gedanken in die Höhen, spezielle alle bitte. Illusionen lassen uns entfliehen dem Erdenschicksal, wo gesät nicht werden muss, bevor geerntet wird. So werden wir nicht so realistisch, kritisch und freuen uns. So demütig wie die Vögel. Hören wir den Vögeln, dem Wellensittich zu. Wenn wir den Radio laufen lassen, zwitschert er dazu und erlaubt [oder erlaubt? Andere Schreibweise in Steno; mit. (Punkt-l) über dem o (r) anstatt ausgeschriebenem kleinen l] uns, den Illusionen zu frönen. Vergesst nicht, dabei ein Tonbandgerät laufen zu lassen, sodass wenn er nicht mehr lebt, wir weiter uns an der Musik, seinem Gesang erfreuen dürfen, bis auch wir unsere Federn lassen. ©Walter Ritzmann, Krummacker 11, 8207 Schaffhausen, 1.1.2005
Collage mit Federn, Text in Stenografie